Buchrezension von Prof. Dr. Reininghaus
SAUERLAND 4/2014, Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes
Der Giershagener Bergbau
Die Zeugnisse des Bergbaus sind im Süden der Stadt Marsberg besonders zahlreich. Der Förderverein Giershagen hat in Zusammenarbeit mit dem Knappenverein „Glück Auf“ Giershagen sich dieser Zeugnisse angenommen und den Themenweg „Giershagener Bergbauspuren“ eingerichtet, der im Oktober 2011 eingeweiht wurde. Sein Mitglied Reinhard Schandelle hat parallel dazu Materialien gesammelt und nun in der hier anzuzeigenden Publikation veröffentlicht. Sie sucht als lokale Bergbaudokumentation sowohl in der optisch ansprechenden Form mit vielen Fotos und Graphiken als auch in der Fülle der verarbeiteten Informationen im Kölnischen Sauerland und darüber hinaus ihresgleichen. Einleitend werden 1000 Jahre in Giershagen in chronikalischer Form vorgestellt. Es schließen sich Kapitel über die Akteure des Montanbetriebs an: Grundherren und Gewerken sowie die Bergleute einschließlich ihrer Traditionen. Ausführlich werden dann Abbaumethoden und der Arbeitsplatz verbal und visuell beschrieben. Die zahlreichen Untertageaufnahmen haben besonderen Wert. Unter dem Stichwort „Montaner Verbund“ geht Schandelle der Aufbereitung der Erze nach. Ein geologisches Zwischenkapitel zur Giershagener Erdgeschichte leitet über zur Dokumentation der einzelnen Gruben, beginnend mit den Eisenerzgruben unter Einschluß der Beringhauser und Waldecker Gruben (vor allem der Martenberg mit der Rhene-Diemeltalbahn). Über den Reichtum der Bildbeigaben und Karten sowie der Ergebnisse der Recherchen nach Schriftquellen kann der Leser nur staunen. Zu jeder einzelnen Grube werden Aufnahmen über und teilweise auch unter Tage, Luftfotos, Grubenpläne und 3-D-Graphiken geliefert. Es folgen die Kupfergruben südöstlich von Giershagen, die Coelestin-Vorkommen und die Gipsgruben, die der Bildhauerwerkstatt Papen als eine Rohstoffbasis dienten. Die Steinbrüche werden im Gegensatz zu vielen anderen montanhistorischen Publikationen nicht vergessen. So erfahren wir, daß die weithin bekannte Essener Synagoge 1913 aus Giershagener Muschelkalkstein gebaut wurde. Ein reicher Anhang enthält u.a. eine Karte mit allen Gruben und Steinbrüchen, eine Luftaufnahme mit den (oft bergbaubezogenen) Giershagener Flurnamen, die Giershagener Mitglieder der Knappschaftsrolle, ein Glossar zur bergmännischen Fachsprache, Münzen und Maße und ein Literaturverzeichnis. Wer will, kann nun dem insgesamt 18 km langen Bergbau-Wanderweg rund um Giershagen folgen. Reinhard Schandelle hat mit diesem Buch nicht nur den Giershagener Heimatfreunden, sondern allen Bergbau-Interessierten ein großes Geschenk gemacht. Fotos, Karten und Texte belegen Spuren einer reichen Vergangenheit, die weiterwirkt.
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus
Reinhard Schandelle, Schätze der Giershagener Unterwelt. 1000 Jahre Bergbau im Süden der Stadt Marsberg, herausgegeben vom Knappenverein „Glückauf“ Giershagen e.V., Marsberg 2014